"Wir müssen agieren, wir müssen handeln, wir müssen das jetzt tun."
Rainer Karcher verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der IT verschiedener Unternehmen. Er ist Fachinformatiker und für das Thema Sustainability macht sich der "Klimaaktivist im Anzug" seit einigen Jahren auch hauptberuflich stark.
Nachdem er zunächst bei Siemens Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility in der IT und durch die IT vorangetrieben hat, startet er nun seine neue nachhaltige Mission bei Allianz Technology als Global Head It Sustainability.
Rainer sieht das Thema Nachhaltigkeit in seiner Gesamtheit und erklärt unter anderem in diesem Podcast, dass es drei Elemente sind, auf die er dabei achtet und auf die das Thema aufgebaut ist:
- Es gibt den Footprint, das ist das Thema Nachhaltigkeit in der IT.
- Es gibt den Handprint, Nachhaltigkeit durch die IT,
- und es gibt den Heartprint, also den Herzabdruck: Wo kann die Digitalisierung, wo kann Nachhaltigkeit durch die IT auch im sozialen Aspekt unterstützt werden.
Bereits im Vorfeld zu seiner Teilnahme am CDR SUMMIT 2023 als Speaker und Impulsgeber, hat sich Rainer die Zeit genommen, um im CDR SUMMIT PODCAST die wichtigsten Fragen zum Thema Sustainability und Sustainability in IT zu beantworten.
Im CDR Summit Podcast trifft Moderatorin Denise Wenzel Gäste und Speaker des CDR Summits 2023.
Heute zu Gast: Rainer Karcher
Denise:
Herzlich Willkommen. Hier ist Rainer Karcher. Hallo Rainer. Grüß dich!
Rainer:
Einen schönen guten Morgen. Ich freue mich, hier sein zu dürfen.
Denise:
Ja, ich mich auch. Vor allen Dingen, weil ich eben das so toll fand, einen den echten „Climate Aktivist in a Suit“- wie Du ja auf LinkedIn auch bekannt bist- zu finden, aber natürlich auch aufgrund deiner Aufgabe, die du eben auch beruflich vorantreibst und forcierst: Nachhaltigkeit und Corporate Responsibility in dem ganzen Bereich Technologie und IT.
Wie kamst du eigentlich da dazu? Und warum machst du das, was du da machst?
Rainer:
Ja, Climate Aktivist in a Suit beschreibt ganz gut, warum das Thema für mich nicht bloß ein Job, sondern tatsächlich Leidenschaft ist. Ich mache das, was ich tue, aus der vollen Überzeugung heraus, dass es nicht bloß die Notwendigkeit gibt, für Umweltschutzorganisationen, für NGOs und für Charitys ihren Job zu machen. Die sind unfassbar wichtig, enorm wichtig. Aber auch die großen Firmen, die Wirtschaft ist sehr stark beteiligt an dem, was bisher passiert ist und was falsch gelaufen ist. Sie kann aber jetzt auch Teil dessen werden, was besser laufen kann.
Ich bin nicht born green, muss ich fairerweise gestehen, und das ist glaube ich auch keine Schande zu gestehen, dass auch ich durchaus Zeiten in meinem Leben hatte, wo ich mich mit Nachhaltigkeit nur sehr marginal und gar nicht beschäftigt habe. Dann tatsächlich kam der Trigger, als meine Frau mit unserer Tochter, mittlerweile ist sie elf, schwanger war. Dann beschäftigt man sich natürlich mit den Themen, angefangen von Babykleidung über Nahrungsmittel, bis zu was passiert so im eigenen Haushalt? Wo wohnt man eigentlich? Was ist um uns herum an Straßenverkehr und Co? Also das war so ein bisschen dieser Punkt, der mich zu diversen Überlegungen gebracht hat und der dann irgendwann dazu geführt hat, dass ich angefangen habe, mich in Umweltschutzorganisationen zu engagieren, mich auch politisch motiviert habe, an diversen Volksbegehren zum Beispiel partizipiert habe hier in Bayern, wo ich lebe in München.
Und das hat dazu geführt, dass irgendwann die Frage kam in meinem Kopf:
Warum lasse ich eigentlich meine Nachhaltigkeitsambitionen an der Eingangstür vom Unternehmen zurück?
Warum kann ich eigentlich das, was ich im Privatleben mache, nicht auch im Job tun?
Und das war dann der Anfang, ich bin IT´ler wie du es gesagt hast seit 25 Jahren. Und das heißt, ich bin natürlich im ersten Moment mal sehr weit weg von dieser Thematik, Nachhaltigkeit zumindest mental geglaubt gewesen damals. Mittlerweile weiß ich es besser, aber damals zumindest war es für mich so dieser Moment, wo ich dachte: Naja gut, in meinem Job ist es schwer. Geht vermutlich nicht. Also versuche ich mich halt anderweitig zu engagieren. Und dann war ich sehr schnell damals im Kontakt bei Siemens mit den entsprechenden Umweltschutzbereichen, wo es dann um die Nachhaltigkeit an den Standorten ging. Und dann ging es erst mal los mit Insekten Nisthilfen aufbauen am Standort in Neuperlach, damals in München wo ich war, mit fast 20.000 Quadratmeter Wiesenfläche, um so ein bisschen was Positives zu tun für Biodiversität, für Artenvielfalt. Das heißt von Bienenweiden anlegen, von Sträuchern, von Hecken bis über Totholzhecken.
Und dann hat das eine zum anderen geführt. Und ich hatte Gott sei Dank dann damals eine CIO die Hanna Hennig, dem Glauben und Vertrauen darin hatte, dass die Themen Nachhaltigkeit in der IT, durch die IT und für die Gesellschaft im Kontext von Digitalisierung, dass die eine Zukunft haben und dass die deutlich mehr Fokus brauchen, als einfach nur eine Side Notiz zu sein und eine Add on Rolle zu sein für jemanden, der vielleicht im Service Verantwortung trägt oder im Rechenzentrum ist.
Und das war dann der Beginn. Ich habe dann im April 2020 die Rolle des Head of Sustainability übernommen, war relativ schnell an dem Punkt, dass ich festgestellt habe, die gibt es so nicht. Es gab tatsächlich außer mir, zumindest mir nicht bekannt und auch nicht durch irgendwelche Research Aktivitäten auffindbar, eine andere Person mit dem gleichen Aufgabenfeld. Und dementsprechend war ich erst mal mit der grünen Wiese beschäftigt und habe erst mal quasi bei Null anfangen dürfen.
Denise:
Das finde ich sehr schön, auch wie du jetzt schon diese Verbindung bzw. den Auslöser aufgezeigt hast, den bestimmt viele kennen, wenn man einfach persönlich mit dem Thema Klima, Umweltschutz konfrontiert ist, indem man eine Familie gründet oder es in seiner Gemeinde, seinem Ort, seinem Zuhause, wo auch immer, sieht. Und dort ist es dann schnell auch möglich, eigene Ziele, Motivationen oder Strategien umzusetzen. Aber dann kommt der Bereich Unternehmen, Unternehmertum, Konzerne oder auch kleine mittelständische Unternehmen. Und on Top der Bereich Digitalisierung hinzu und da stehen viele erst mal völlig blank da was die Themen CO2-Einsparung in der IT und durch IT und grüne Technologien angeht und diese Zusammenhänge aufzuzeigen. Und genau das machst du ja und deswegen freue ich mich sehr, da mit dir auch tiefer einzusteigen: Du hast jetzt neu bei der Allianz Technology angefangen -natürlich mit deinem ganzen Background und deiner Erfahrung, die Du ja bereits gesammelt und auch bei Siemens die ganzen Themen vorangebracht hast. Jetzt nimm uns da mal ein bisschen mit, in Bezug auf die nachhaltige IT-Strategie bei der Allianz und vielleicht können ja andere Unternehmen sich da auch was abgucken.
Rainer:
Was meistens verbunden wird mit Nachhaltigkeit, ist heutzutage in der öffentlichen Wahrnehmung CO2, Klimakrise. Das ist omnipräsent und ein absolutes Thema, was auch brennt, wo man definitiv einen sehr großen Blick drauf braucht. Und natürlich liegt der Schluss nahe, IT ist Energieverbrauch, IT ist Stromverbrauch durch Rechenzentren, durch Equipment. Genau wie du es gerade beschrieben hast. Wir nutzen sehr viele Ressourcen, also ist eigentlich die Schlussfolgerung, dass das Kernelement Green IT ist, um das es sich dreht. Aber eben nicht nur! Mir war von Anfang an wichtig, die SDGs, also die Sustainable Development Goals oder in deutsch, die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen als Grundlage zu verwenden und zu fragen: Was heißt eigentlich Nachhaltigkeit?
Was ist der Begriff Sustainability eigentlich in seiner Gesamtdefinition? Das heißt, da sind ganz viele Elemente drin, die eben auch über das Thema CO2, Climate Action, Klimaaktivitäten hinausgehen. Und das hat dazu geführt, dass wir in der IT, und wie gesagt seinerzeit bei Siemens schon entstanden und jetzt in die Allianz Technology übertragen, die Themen in drei Hauptfelder gegliedert haben.
Das heißt wir haben gesagt, das klassische „Green IT“ Feld. Ich mag den Begriff Grün in dem Kontext nicht, weil grün ist für mich eine wunderbar tolle Farbe, aber keine Definition von Nachhaltigkeit. Das heißt Sustainability oder Sustainability in IT. Wo kann ich dazu beitragen, dass die IT all das, was wir tun, jetzt im Unternehmenskontext nachhaltiger gestalten? Das heißt, das fängt an bei der Beschaffung von Equipment, dass sich das möglichst nachhaltig tue.
Das geht über die Nutzung des Equipments, das geht über Daten, Prozesse, das geht über die Tools, die ich einsetze.
Das geht auch darin: Was tue ich am Ende des Lebenszyklus mit den Geräten? Was passiert mit der Software, die vielleicht auch nicht mehr gebraucht wird?
Baue ich die wieder ab, denk ich daran, dass der Server im Hintergrund vielleicht noch Daten konsumiert, obwohl sie gar nicht gebraucht werden.
Also das heißt, der Fokus liegt da zu 100 Prozent auf dem, was aus der IT an Services bereitgestellt wird, das so nachhaltig wie möglich zu gestalten.
Und dann kommt darüber hinaus natürlich die Kernkompetenz der IT, Digitalisierung. Wo kann IT, wo kann Dateneffizienz dazu führen, dass auch Prozesse effizienter werden? Wo kann ich zum Beispiel dafür sorgen, dass für Reportings oder für Nachhaltigkeitsberichterstattung die notwendigen Daten nicht manuell zusammengetragen werden müssen, was häufig heutzutage noch der Fall ist, sondern wo kommen die Daten automatisiert von einem Quellsystem direkt in das Reporting?
Das führt nämlich zu zwei Dingen. Zum einen zu einer Effizienz. Das heißt, ich brauche weniger Ressourcen, habe weniger Aufwand, den ich betreiben muss. Und ich habe zum Zweiten aber auch eine Notwendigkeit, die sowieso demnächst kommt, nämlich auditsichere Daten bereitzustellen, das heißt, dass am Ende des Tages das Reporting entsprechend auch auditierbar, verlässlich auditierbare Daten liefert in einer Geschwindigkeit, die dementsprechend deutlich höher ist, als es vielleicht in der Vergangenheit der Fall war.
Wenn man jetzt ein bisschen nach vorne blickt in die Zukunft, dann gibt es Direktiven. Heute sind die zum Teil schon da. Die EU-Taxonomie ist eine davon. Dann gibt es aber auch CSRD, das ist die Corporate Sustainability Reporting Directive, die in Zukunft erfordern wird, dass Unternehmen sehr viel häufiger, sehr viel mehr Bericht erstatten, und sehr viel mehr Daten bereitstellen in einem viel größeren Umfang, als es in der Vergangenheit der Fall war. Und da ist ganz klar auf der Hand, ohne Digitalisierungskompetenz, ohne die Nachhaltigkeit mit der IT zu verbinden, wird das nicht funktionieren. Das heißt, das ist so das klassische zweite Feld und die Kernsäule. Sustainability wird durch die IT unterstützt, deswegen Sustainability by IT.
Und dann kommt die dritte Säule dazu, das dritte Element und das ist so ein bisschen der im ersten Moment vielleicht belächelte Aspekt, wo man sagt, naja so Nachhaltigkeit und Soziales und so ja schon wichtig, aber das macht ja die CSR und da braucht es ja keinen in der IT, der sich darum kümmert.
Das sehe ich ein bisschen anders. Also am Ende des Tages sind genau diese Themen, die wir mit Nachhaltigkeit, auch mit Digitalisierungsaspekten unterstützen können, wie zum Beispiel Diversität wie Inklusion oder auch das Thema Frauen in Technologieberufen ein riesen Thema, ein riesen Hebel, den wir haben, um nämlich Nachhaltigkeit auch mit Leidenschaft zu verbinden. Das heißt einen Purpose zu erzeugen für das Thema Nachhaltigkeit in seiner Gesamtheit und auch eben zu erklären und zu erzählen, um was es da uns eigentlich geht.
Das heißt noch mal in a Nutshell zusammengefasst:
Es gibt den Footprint, das ist das Thema Nachhaltigkeit in der IT.
Es gibt den Handprint, Nachhaltigkeit durch die IT und
es gibt den Heartprint, also den Herzabdruck, wo kann die Digitalisierung, wo kann Nachhaltigkeit durch die IT auch im sozialen Aspekt unterstützt werden?
Das sind so die drei Elemente, auf denen das gesamte Thema aufgebaut ist und das wie gesagt bei Siemens schon so passiert und jetzt seit zwei Monaten auch bei der Allianz Technology.
Denise:
Wenn ich jetzt mal an den CDR Summit denke, da sitzen jetzt Unternehmerinnen, Unternehmer, aber auch vielleicht Leute und Entscheider, die sich auf den Weg machen, das umzusetzen, das anzugehen. Was sind aus deiner Sicht die ersten drei Schritte, wenn sich ein Unternehmen aufmacht in Richtung Nachhaltigkeit in der Digitalisierung? Denn das macht ein Unternehmen ja auch zukunftsfähig und es macht mich ja auch attraktiv, sich werteorientiert für die Zukunft aufzustellen.
Rainer:
Die entscheidende Thematik ist, dass man eine Geschichte erzählen kann, die auch verstanden wird, die man auch wirklich greifen kann. Nicht umsonst heißt es: Purpose beats the salary. Das heißt, ich kriege eine Attraktivität für ein Thema nicht immer über Finanzen, sondern ich kriege die Attraktivität über den Mehrwert, den ich erzeuge und den ich erziele. Und eines der besten Beispiele, ist das Refurbishment-Thema.
Also was passiert mit meinem Equipment, was passiert von der Beschaffung des Equipments bis hin zum Ende des Lebenszyklus? Und was kann ich damit Gutes tun? Und das refurbishment ist für mich das Paradebeispiel. Es gibt tolle Unternehmen, die tatsächlich mit Inklusionsaspekten ausgestattet, sich um die Equipment-Themen kümmern. Das heißt die nehmen die Geräte entgegen, sorgen auch für sichere Datenlöschung, was man durchaus in der heutigen Zeit auch nicht vernachlässigen sollte.
Also einfach zu glauben, ich gebe die Geräte ins Recycling und damit wird es dann schon irgendwie gut sein und irgendjemand wird sich schon drum kümmern, dass die Daten gelöscht sind. Sollte man definitiv nicht machen, sondern man muss auch da den Fokus dann auf das Thema Sicherheit, Datensicherheit legen.
Das genau tun diese Unternehmen. Und sorgen dann dafür, dass die Geräte nicht nur weiterverkauft werden, auf dem Zweitmarkt, das heißt der Lebenszyklus verlängert wird und dementsprechend Ressourcen weiterverwendet werden, sondern ich habe damit auch eine Chance, zum Beispiel durch Spende von Geräten dann noch soziale Dinge zu unterstützen. Das heißt, wir haben jetzt, das ist noch aus der Siemens Zeit heraus, während der Pandemiekrise am Anfang, während des Lockdowns diverse Geräte weitergegeben, an Kinder, maßgeblich von Familien aus benachteiligten Feldern. Das heißt, wir haben da das Thema Homeschooling unterstützt mit diesen Geräten, das heißt, bevor ich sie wegwerfe, bevor ich die Geräte nach drei, vier Jahren aus meinem Unternehmen einfach nur in den Elektronikschrott entsorge, tun die Geräte noch Gutes und bewegen die nächsten 3-5 Jahre weiterhin Gutes.
Das Gleiche ist passiert während der Anfangszeit der Kriegsszenarien in der Ukraine. Das heißt, wir haben Menschen, die flüchten mussten, Schutzsuchende aus der Ukraine mit genau diesen Geräten ebenfalls auch ausgestattet, um mit ihren Familien in Ukraine Kontakt halten zu können. Das heißt auch da ein direkter Wirkungsaspekt, eine direkte Wirkung. Warum ist das wichtig? Weil das genau diesen Purpose erzeugt, der am Ende des Tages dazu führt, dass man versteht, dass Nachhaltigkeit sehr viel mehr ist.
Aber ein zweites konkretes Thema, was du gefragt hast: Was kann ich tun? Was kann ich direkt umgehend tun? Ukraine ist ein Paradebeispiel dafür, dass ein Krieg, ein Szenarium, was man so gar nicht auf dem Radar hatte, natürlich an diversen Stellen auf einmal Veränderungen mit sich bringt, die man auch im Kontext von Nachhaltigkeit sehen kann und auch sehen muss.
Der Strompreis, der aktuelle, der für Unternehmen aller Größe natürlich ein riesigen Aspekt ausmacht. Gerade IT ist ja nun mal ein riesen Anteil von Unternehmensstromverbräuchen. Also bei uns in der Allianz zum Beispiel macht rund 20 % der gesamten Emissionen die IT aus. Machen wir als Allianz Technology aus, allein durch den Stromverbrauch in den großen Rechenzentren, die wir betreiben müssen, um die Services, die wir bereitstellen, auch wirklich verfügbar zu haben.
Das heißt, mit einem Strompreis von aktuell irgendwas im Bereich von 0,40€ bis fast 0,50€ die Kilowattstunde habe ich natürlich eine Notwendigkeit, mich damit zu beschäftigen: Welche Systeme brauche ich denn und in welcher Größe brauche ich sie und wie kann ich die Rechenzentren, wie kann ich meine IT nachhaltig effizient gestalten? Das heißt, ich kann den Stromverbrauch reduzieren, damit auch die Kosten reduzieren, die Notwendigkeit habe ich sowieso, und was dann da wunderbarerweise mit einhergeht, wenn ich dann noch zusätzlich auf erneuerbare Energien umstelle, die jetzt mittlerweile auch im Preislichen gar keinen Unterschied mehr machen. Dann habe ich eine Umweltbewegung, dann reduziere ich meinen CO2-Fußabdruck des Unternehmens und habe damit glaube ich, auch ein ganz gutes Instrument, ein Stück weit diese Schlussfolgerung zu finden, zu sagen, ich tue etwas Nachhaltiges und reduziere gleichzeitig die Kosten.
Denn meistens existiert am Anfang erst mal der Vorbehalt, Nachhaltigkeit wenn ich das auch noch machen muss, das kostet mich ja noch mehr Geld, da brauche ich noch zusätzliche Ressourcen für, die habe ich aber alle gar nicht. Wo sollen das noch herkommen? Aber oft ist es genau das Umgedrehte. Das heißt, ich habe zusätzlich durch Nachhaltigkeit auch noch Kosteneffekte.
Wenn ich Effizienz steigere, reduziere ich Kosten in häufiger Form. Das heißt, das geht wunderbar Hand in Hand.
Denise:
Schön, dass es noch mal ansprichst, weil natürlich dieses ökologisch vs. ökonomisch ist für viele, die da am Anfang stehen von diesen Entscheidungen, also der Mindset Change, was bei vielen in den Startlöchern steht, so ein Argument. Deswegen ist es auch wichtig, dass wir das hier auch immer wieder betonen. Auf der einen Seite haben wir die Digitalisierung, die den CO2 Fußabdruck eines Unternehmens vergrößert. Auf der anderen Seite haben wir da konkrete Maßnahmen, wo wir auch einsparen können: Refurbished, Remarketing, Kreislaufwirtschaft sind da sie Stichworte. Und auf der anderen Seite haben wir natürlich die Möglichkeiten, wie die Digitalisierung einen positiven Einfluss auf Nachhaltigkeit haben kann.
Und ich habe unter anderem gesehen, da hast du vor kurzem gepostet, da warst du mit anderen IT-Nachhaltigkeits-Enthusiasten zusammen. nimm uns da mal mit hinsichtlich dieser unterschiedlichen Facetten von Digitalisierung. Nimm uns mal da mit.
Rainer:
Die Digitalisierung hat ganz, ganz viele unterschiedliche Facetten und je nachdem mit welchem Business in welchem Geschäftsfeld ich mich bewege, hat es natürlich unterschiedliche Ausprägungen. Jetzt auf meine alte Welt gesprochen, innerhalb eines konstruierenden Industriebetriebes ist natürlich das Thema Digitalisierung der Erzeugung von Produkten, von physischen Produkten schon einen riesen Mehrwert. Man spricht von sogenannten Digital Twins. Das heißt, wenn ich einen digitalen Zwilling erzeuge, den ich, bevor ich überhaupt auch nur das erste Mal Material tatsächlich bearbeiten muss, vorher schon auch aufgrund seiner Nachhaltigkeitsaspekte durchleuchten kann und optimieren kann.
Das heißt das geht schon mal los von Material einsetzen. Wie viel Material brauche ich, um die Stabilität zu kriegen? Wie viel Material muss ich in welcher Form verbinden mit anderen Materialen? Wie lassen sich die hinterher wieder trennen voneinander also sprich Recycling. Klassisches Dematerialization das heißt, wo kann ich an welchen Stellen welche Komponenten optimiert verwenden? Dann habe ich damit eine Möglichkeit, einen sogenannten Green Digital Twin auch zu erzeugen und dafür zu sorgen, dass das Produkt, noch bevor es das erste Mal physisch gebaut wurde, auch tatsächlich nachhaltig dann gebaut werden kann.
Und das ist, denke ich mal so eine Komponente in Digitalisierungsform. Die zweite ist natürlich aber auch ganz triviale Themen. Wenn ich jetzt gucke, für meine aktuelle Tätigkeit bei der Allianz Technology, wir sind natürlich auch an ganz vielen Stellen mit Prozessen verbunden. Versicherungen produzieren sehr viel Papier, weil an vielen Stellen auch zum Teil auch aus Gesetzgebungsaspekten heraus immer noch Papier für Verträge notwendig ist.
Wenn ich jetzt aber in der Lage bin, diese Prozesse komplett zu digitalisieren, eine Versicherung komplett digital in einem System abzuhandeln, inklusive digitale Unterschrift, dann spare ich mir ganz simpel das Papier und ich habe darüber hinaus noch zusätzlich eine Kosteneinsparung, weil ich kein Papier mehr verschicken muss. Ich muss keine großen Druckerstraßen mehr haben. Diese Drucker bräuchten wiederum auch Energie.
Also ganz konkret kann auch da die Digitalisierung eines existierenden Prozesses, der bisher physisch war, natürlich einen großen Mehrwert liefern. Das sind jetzt mal nur ganz, ganz kleine Beispiele, ganz simple, ganz triviale Sachen. Darüber hinaus ist natürlich gerade die Digitalisierung in der Gesamtheit, glaube ich, der Hebel, den es braucht, um auch die Geschwindigkeit aufzubauen, die wir brauchen, um heutzutage eine Effizienz zu schaffen.
Auch was das Thema Daten-Handling anbelangt, also Digitalisierung, auch im Sinne von wo ich heute manuell Daten einsammle, die vielleicht jetzt im Sinne von Reporting aus einer Rechnung kommen, in eine Exceltabelle übertrage und von dieser Exceltabelle einen Report erzeuge. Auch das kann ich, wenn ich es voll digitalisiert, automatisiert ablaufen lasse, natürlich viel effizienter, viel schneller, viel verlässlicher tun.
Und spar mir dementsprechend auch die Aufwände. Spare mir auch da wieder die Kosten. Das sind jetzt mal so drei konkrete Themenfelder. Aber genau wie du es gesagt hast, ich glaube beim CDR Summit werden wir noch einige Punkte mehr haben und sehr konkrete, greifbare Beispiele geben.. Ich bin in dem Kontext immer sehr, sehr gerne bereit, alles offen zu teilen, auch Erfahrungen zu teilen und weiterzugeben. Auch die Dinge auch mal zu erzählen, die vielleicht nicht immer nur so toll funktioniert haben. Weil das klingt immer so alles wunderbar. War auch Teil des Bechtle Greenfield Workshops, auf den wir waren. Das sind genau aus dem Grund Menschen zusammengekommen, die in dieser ähnlichen Konstruktion wie ich meine Verantwortung habe, in anderen Firmen zusammenarbeiten, um eben genau Best Practices zu teilen und zu sagen, was funktioniert, was funktioniert nicht, wo hatten wir vielleicht geglaubt, einen großen Hebel zu haben?
Am Ende war es vielleicht doch keiner, denn das ist am Ende, glaube ich, was wir alle brauchen eine Vernetzung, eine Gemeinschaft aus Menschen, die allesamt aus einer Nachhaltigkeitsbrille heraus die Themen treibt in Verbindung mit IT und Digitalisierung, um dann wirklich auch die Geschwindigkeit zu kriegen, die wir brauchen. Denn wir haben keine Zeit zu verlieren, das Thema um uns herum und ich habe es eingangs gesagt, Klimakrise ist gerade mit einer der größten Fokuspunkte und das ja auch zu Recht, weil uns die Zeit davonläuft.
Das heißt wir müssen agieren, wir müssen handeln, wir müssen das jetzt tun. Dementsprechend geht das nicht, wenn wir das alle gegeneinander tun oder im stillen Kämmerchen für uns selbst versuchen, die Lösungen zu finden, sondern wir brauchen das gemeinsam. Und auch da hilft natürlich die Digitalisierung. Früher hatten wir ganz viele Events, die dann physisch stattfinden mussten. Das war mit großem Aufwand verbunden. Große Messen. Heute kann ich so was auch im Digitalen tun oder im Hybridszenario tun. Das heißt, ich kriege sehr viel mehr auch internationalere Verbindungen hin, denn das ist final auch klar, das Problem, was wir haben, ist ein globales, kein lokales hier bei uns in Deutschland, sondern das ist global existierend. Also brauchen wir auch von global überall die Perspektiven.
Denise:
Vielen Dank Rainer. Wir sind jetzt schon hier am Ende unsere kleinen Podcasts, der für den CDR Summit 2023 dient. Wir treffen uns am 26. Januar im Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe vor Ort. Wer will, findet jetzt noch Tickets online oder dann auch gerne digital teilnehmen.